Reise nach Russland
 

Story:


Im Mai 2009 durfte ich an einer privat organisierten Reise nach Russland, genauer in den Kaukasus, teilnehmen.

Die Zusage zur Teilnahme an der Reise erfolgte relativ kurzfristig. Im März zuvor verbrachte ich bereits zwei Wochen in Kanada beim Heliskiin in den Skeena-Mountains. Dies war ein einmalig schönes Erlebnis.

Auf dem Trip nach Russland, oder eben in den Kaukasus stand zudem die Besteigung des Elbrus im Vordergrund. Der Elbrus ist, entgegen vieler Behauptungen, der höchste Gipfel Europas und somit einer der seven Summits.

Der Elbrus befindet sich im Kaukasusgebirge. Die Ausgangsorte sind die beiden, kleinen Orte Azau und Terskol. Diese befinden sich gut 5km voneinander entfernt. Terskol ist dabei der grössere Hauptort. In Azau befindet sich die Talstation des Elbrusskigebietes. Auch Terskol verfügt über ein kleines Skigebiet. Bei dessen Bergstation befindet man sich gerade mal noch knappe 5km von der Georgisch-/Russischen Grenze entfernt.

Da der Gipfel des Elbrus jedoch noch auf europäischem Boden Russlands befindet, ist somit dieser Gipfel mit einer Höhe von 5642m der höchste Europas und nicht der Gipfel des Mont Blanc in Frankreich.

Anreise:


Die Anreise erfolgt von Brig mit dem Zug bis nach Zürich-Flughafen. Ab Zürich erreichen wir Moskau mittels einem kurzweiligen Flug mit Aeroflott.

In Moskau angekommen suchen wir das Hotel in Flughafennähe auf. Bereits beim Nachtessen merken wir, das Moskau ein teures Pflaster sein muss.

Zum Glück haben wir eine kompetente Reisebegleitung. Rolf Schwery ist Russland- und auch Moskaukenner. Da er der russischen Sprache und Schrift Herr ist, lotst er unsere Gruppe ohne nennenswerte Probleme und Zwischenfälle die kommenden Tage durch russisches Territorium.


Bereits die Nacht im Hotel würde eine Story für sich ergeben. Das Leben in Moskau, respektive, wir befinden und ja gerade mal am Rande der Stadt, pulsiert die ganze nacht. So wurden auf der nahegelegenen Strasse die ganze Nacht über private Strassenrennen mit den Boliden veranstaltet. Das dröhnen der PS-Starken Motoren war über weite Distanz zu hören.

So war die Nacht nicht besonders ruhig und erholsam.

Am nächsten Morgen nahmen wir ein Frühstück zu uns, bevor wir uns per Taxi zum zweiten Flughafen für Inlandflüge begaben.

Dank Swissport funktionierte der Gepäcktransport von Zürich nach Mineralnye Vody ohne Probleme und wir mussten das Gepäck in Moskau nicht in Empfang nehmen.

Da das Verkehrsaufkommen in und um Moskau unsere Vorstellungskraft sprengt, machen wir uns mit einer riesigen Zeitreserve mehr als frühzeitig auf den Weg zum Inlandflughafen.

Die zurückzulegende Strecke ist nicht lang. Diese führt uns eigentlich nur um den Internationalen Flughafen an dessen andere Seite. Doch Fahren ist das falsche Wort. Der Osterstau am Gotthard ist im Vergleich nicht erwähnenswert ... .

Doch wir schaffen es früh genug an den Check-In. Auch hier verläuft alles ohne Probleme und schon bald sitzen wir im Flugzeug Richtung Mineralnye Vody.

Der Flug in einer alten Maschine des Typs Tupolew. Hier in der Schweiz würde ein solches Flugzeug schon lange keine Betriebsbewilligung mehr erhalten. Doch es fliegt und ausser dem Lärm der drei Heckturbinen ist es absolut top.

In Mineralnye Vody landen wir auf einem (ehemaligen?) Militärflugfeld. Wir steigen auf dem Rollfeld aus und als Tourist packe ich sofort meine Cam aus und mache Fotos. Auf einmal wurde ich von hinten an beiden Armen gepackt und ich begriff, das ich wohl besser keine Bilder mehr mache. Oder wenn, nicht offensichtlich, sondern im geheimen, versteckt ... !

Zu unserem grossen Erstaunen hat sogar unser Gepäck den Weg hierhin ohne Probleme gefunden.

Die Einreise gestaltet sich nicht als schwierig. Wir mussten einfach erklären, von wo wir sind, was wir hier machen und wann wir wieder abreisen. Dies wurde auf Papier festgehalten und erfasst.

Wenig später sitzen wir alle in einem Kleinbus. Unser Chauffeur Marat ist ebenfalls eine lange Geschichte für sich. Die Fahrt bis nach Terskol ebenfalls.

Marat sprach nur russisch und war meistens mit seinen drei Telefonen beschäftigt.

Es stellte sich rasch heraus, das der Mensch zwei Hände und Marat auch zwei Ohren zuwenig hatte.

Das Verkehrsaufkommen ist z.T. zum Glück nicht so hoch, so das Marat mit zwei Telefonen telefonierte, trotzdem auf der Strasse fuhr und wir mit fotografieren und an der Fahrt unseren Spass hatten.

Bei einer Strassensperre kehrte auf einmal eine gewisse Hektik in unser Kleinbus.

Passportcontroll, Passportcontroll, no Foto, no Foto waren die Worte Marats.

O.k., jetzt lernen wir die Korruption Russlands zum ersten mal kennen. Entweder wir zeigen dem bewaffneten Polizist jetzt unsere Pässe. Klar, er kennt die Schweiz eh nicht, also würde es Probleme geben. Es ist rasch beschlossen, das wir ein paar Rubel (wenige sFr.) zusammen legen, diese dem Polizist in die Hand drücken und unsere Fahrt unbeschwert fortsetzen.

Schlussendlich erreichen wir nach einigen Zwischen- und Fotohalten Terskol.

Terskol, ein Ferienort. Ferienort? Da haben wir aus der Schweiz so einige Vorstellungen und Bilder. Doch wir befinden uns in Russland, im Osten, abseits der grossen Städte.

Zeit im Kaukasus:


Die ersten Tage verbringen wir in Terskol. So machen wir uns auf Erkundungstour durchs Dorf und auch auf Wanderungen in der Umgebung.

An einem Tag besuchen wir auch das kleine Skigebiet von Terskol.

Klar, viele verstehen unter einem Skigebiet etwas anderes. Doch der Sessellift brachte und von Terskol auf den Berg und oben war noch ein weiterer Einersessellift in Betrieb.

Der Bügellift, der bis zuoberst führen würde, machte jedoch keinen so intakten Eindruck und seine Betriebstage sind wohl gezählt.

Da wir ja die Felle und Harrscheisen dabei haben, steigen wir mit Muskelkraft auf. Bei einem Warnschild wird uns in diversen Sprachen (auch englisch) verdeutlicht, das wir uns nahe der georgischen Grenze befinden und das bei weitergehen Todesgefahr drohe.

In unseren westlichen Medien wurde immer vom Krieg in dieser Region berichtet. Bis auf dieses Warnschild merkten wir die ganze Zeit jedoch nichts von Krieg. Wir hüten uns weiter zu gehen und machen bei einer nahegelegenen Hütte Rast. Die Abfahrt bereitete nicht besonders grossen Spass. Ein Sturm brachte Sand und warme Temperaturen, so das der Schnee mit einer Schicht Sand überzogen war und sich das ganze mit den warmen Temperaturen in einem komische Pampe umwandelte.

Das untere Teilstück fahren wir mit dem Sessellift ins Tal, zurück nach Terskol.


Die Gastfreundschaft ist sehr hoch. Auch wenn die Leute nur russisch sprechen, doch haben sie riesige Freude, wenn man versucht, ein paar wenige Worte russisch zu sprechen.

Die Russen sind rauhe Leute. Der erste Eindruck ist meistens eher abschreckend. Doch wenn die erste Schranke überwunden ist, sind dies absolut nette und eben gastfreundliche Leute.


Terskol und auch Azau sind vom Dorfbild her speziell. So stehen überall Bauten, die am zerfallen sind, die nicht unterhalten werden, sich im Bau befinden oder einfach nie fertig gestellt wurden.

Oft wird ein Restaurant betreten, der äusseren Ansicht nach würde mann ein solches Gebäude nie betreten. Doch innen trifft man auf liebevoll gestaltete , gemütliche Räume, die zum Verweilen einladen.

Am Elbrus:


Nachdem wir uns mit der Gegend rund um Terskol und Azau vertraut gemacht haben, packen wir unser nötigstes Material ein um einige Tage am Berg zu verbringen.

Mit dem Kleinbus fahren wir zur Talstation in Azau. Ab dort fahren wir mit der relativ neuen Seilbahn über zwei Sektionen hoch bis zur Station Mir. Von dieser Station führt noch ein Sessellift und Schlepplift hoch Richtung Bergflanke des Elbrus. Wir verladen jedoch unser Gepäck auf den Pisten-Bully und werden vom Hüttenbesitzer bequem hochchauffiert, bis direkt vor die Hütte, die wir die kommenden Tage als unser Camp in beschlag nehmen.

Hütte? Ein alter Tank, der innen mit Schlafplätzen und einem Aufenthaltsraum ausgestattet wurde. Aber mit fast jedem Komfort. So haben wir dort oben Strom, Gas und Heizung.

Die Toilette befindet sich aussen in einem kleinen Häuschen. Diese kann auch kurze Zeit später nicht mehr benutzt werden, da der Wind das Häuschen mit Schnee gefüllt hat.


Wir verbringen die Zeit und Tage damit, uns auf kleinen Touren an die Höhe zu gewöhnen. Wir fahren runter zur Station Mir um uns im Restaurant am gemütlichen, offenen Kaminfeuer bei russischem Tee aufzuwärmen und anschliessend wieder zur Hütte aufzusteigen. Oder wir steigen hoch Richtung Diesel Hut, diese liegt weiter oben an der Flanke des Elbrus.

Da die Skifahrer mit den Pisten Bully bis auf eine Höhe von ca. 4500m gefahren werden, gleicht die Flanke einer präparierten Skipiste.

Am Elbrus ist das Wetter sehr unbeständig. So ändert das Wetter innerhalb kurzer Zeit von absolut schönem Wetter zum Schneefall und Sturm. Der Wind ist der ständige Begleiter und Temperaturen um die -40 Grad (mit Wind-Chill) sind normal.


Am vermeintlich besten Tag brechen wir früh am Morgen Richtung Gipfel auf. Unserer Teil der Gruppe startet eine Stunde früher, da wir direkt von der Hütte aus loslaufen. Der zweite Teil der Gruppe lässt sich mit dem Pisten Bully bis auf ca. 4500m chauffieren und folgt daher etwas später.

Am morgen zeigt sich das Wetter von der absolut schönsten Seite. Starker Wind begleitet uns. Doch sobald wir in die Nähe des Passes zwischen den beiden Gipfeln kommen, ziehen Wolken auf und das Wetter verschlechtert sich rasch.

Unserer Teil der Gruppe erreicht den Gipfel noch bei knappem Sonnenschein. Doch die einmalige Aussicht in die unendlichen Weiten bleiben uns bereits unter dem Nebel verborgen.

Bereits während der Abfahrt beginnt es zu schneien und auch der Wind bleibt uns treu.

Oben auf dem Gipfel hatten wir stürmischen Wind und gefühlte Temperaturen um die -53 Grad.

Nach diesem Tag war es absolut ein Luxus, in die geheizte Hütte zurück zu kehren.


Am nächsten Tag machen wir uns bereits wieder auf den Weg zurück ins Tal, nach Terskol.

Den Gipfelerfolg (für einige) feiern wir am Abend bei einem guten Nachtessen in Terskol.

Zurück im Tal:


Die restlichen Tage im Tal werden auf unterschiedliche weise verbracht. So gehen wir eine etwas weiter talabwärts gelegene Mineralwasserquelle betrachten oder einen Wasserfall in einem der vielen Seitentälern.

Matthias und ich beschliessen, nochmals einen Tag am Berg zu verbringen. Mit den Bergbahnen fahren wir bis zur Station Mir, ab da nach einiger Verhandlung mit dem Pisten Bully hoch bis gegen 4500m. Die Abfahrt führt uns über den Gletscher, vorbei an der Station Mir bis runter nach Azau. Mit einem Trabby-Taxi gelangen wir zurück nach Terskol.

Auch Heliskiing wäre möglich. Dies wird hier nach russischen Verhältnissen, mit einem alten russischen Militärhelikopter ausgeführt. In einem solchen Helikopter finden ohne Problem bis zu 15 Leute Platz.

Da im ende Mai jedoch ende der Saison ist, begnügen wir uns damit, das an diesem Tag die Seilbahn nochmals in Betrieb war.

Den Abend verbringen wir in einem der Restaurants, bei dem sehr feinen, russischem Bier, russischem Tee, einem feinen Nachtessen oder verbringen die Zeit in der typischen, russischen Sauna.

Ehrlich gesagt, für mich eine Stufe zu hart. Halt richtig russisch ... ;-) .

Moskau:


Die Zeit rückt und schon verlassen wir Terskol wieder. Unser Kleinbusfahrer, Marat, bringt uns nach gewohnter Manier zurück zum Flughafen von Mineralnye Vody. Mit der Tupolew der Gesellschaft Aeroflott fliegen wir zurück nach Moskau. Im selben Hotel nehmen wir nochmals für zwei Nächte unsere Zimmer in Beschlag.

Am Abend fahren wir in die Stadt in ein gutes Restaurant. Dort genossen wir den Abend und einen Teil des Nachtlebens in Moskau. Das Essen war super und vor allem bezahlbar.

Am nächsten Tag erhalten wir noch eine informative und intensive Stadtführung.

Moskau selber hat über das doppelte an Einwohnern als die gesamte Schweiz zählt.

Das Leben und auch der Luxus pulsiert in der Grossstadt, aber auch die Armut findet hier ihren Platz.

Eindrücke von Russland:


Mich hat Russland mit seinen Gegensätzen sehr beeindruck. Auf jeden Fall werde ich früher oder späte nochmals nach Russland und auch in die Kaukasusregion reisen.

Impressionen am Berg:


Dies einige wenige Impressionen und Momente der Tage und Stunden, die wir am Berg verbracht haben.

Das Wetter ändert sehr schnell. So kam es vor, das wenige Minuten nach einem Foto mit Sonne und blauem Himmel, draussen ein Schneesturm tobte.